Audi 80 springt kalt schlecht an, interessanten Fehler entdeckt und beseitigt!

  • Hallo Leute,


    ich hatte in den letzten Wochen ein eigenartiges Problem mit meinem B4, darum habe ich etwas hier im Forum gestöbert und auch einige wichtige Informationen gefunden. Ich fand auch Beiträge andere Leute, deren Auto ähnliche Macken hatten. Nun habe ich den Defekt entdeckt und beseitigt. Es war ein interessanter Fehler, nicht leicht zu finden, dafür leicht zu beheben.


    Hier die ganze Geschichte: Der Motor sprang in kaltem Zustand sehr schlecht an, ich musste morgens lange orgeln bis er irgendwann sehr holprig ansprang. Wenn er dann aber nach wenigen Sekunden rund lief war alles ok. Leistung da, Leerlauf sauber, erneutes starten ohne Problem. Dann am nächsten Morgen wieder das gleiche Drama.


    Vorweg: Zündkerzen, Luftfilter, Verteilerkappe und Verteilerfinger wurden vor etwa 3000 km im Rahmen einer Inspektion erneuert. Batterie ist fit, Anlasser ebenfalls.


    Meine Fehlersuche: Kaltstartventil; spritzt ein für etwa 3 Sekunden beim Starten, funktioniert! Motortemperatursensor (blau); ca. 4 K-Ohm bei ca. 12 Grad Celsius, in Ordnung! Zündfunke, an jedem Kerzenstecker mit fremder Zündkerze gegen Motormasse getestet; Zündfunke vorhanden! Zündkerzenkabel; 5,3 bis 6 K-Ohm je nach Länge, in Ordnung! Zündkabel von Zündspule zu Verteiler; 2K-Ohm, in Ordnung!


    Dann hörte ich irgendwann währen eines erneuten morgendlichen Kaltstartversuchs ein leises tick-tick-tick, was sich nach einem Funkenüberschlag der Zündspannung anhörte. Ich zog nach und nach sämtlich Kerzenkabel vom Verteiler ab; das ticken war beim Starten immer noch zu hören. Nun entfernte ich auch noch das Kabel vom Verteiler zur Zündspule. Ergebnis: Der Funke schlug deutlich sichtbar innerhalb der Steckbuchse in der Zündspule durch! Also: Neue Zündspule gekauft, eingebaut, springt morgens sofort an! Fehler beseitigt!


    Nun frage ich mich, a: Warum sprang der Motor nicht an, obwohl ich eigentlich einen satten Zündfunken hatte? Und dann, b: Der Zündfunke schießt offensichtlich nur während des Startens innerhalb der Zündspule quer, denn sonst würde der Motor ja nicht einwandfrei laufen, wenn er dann einmal angesprungen ist. Wie kann das sein?


    Jetzt krame ich mein altes Autoelektrikerwissen hervor: Zu Frage a: Die Zündspannung entlädt sich im Normalfall an der Zündkerzenelektrode. Ist aber die Isolation der Zündkabel, der Kerzenstecker, am Verteiler oder an der Zündspule fehlerhaft, so entsteht der Funke an dieser Stelle gegen eine vorhandene Masse und nicht an einer eingebauten Zündkerze, denn die Spannung springt lieber 15 mm oder mehr in der freien Atmosphäre über als 0,5 mm im Verbrennungsraum unter Kompressionsdruck. Das ist Physik!


    Zu Frage b: Während des Startvorgangs entsteht im 12 Volt-Bordnetz kurzzeitig ein Spannungsabfall, denn der Anlasser braucht viel Strom. Die Zündspule arbeitet darum grundsätzlich nicht mit 12, sondern mit ca. 8 Volt. Hierzu ist der Zündspule ein Widerstand vorgeschaltet, der die Spannung entsprechend reduziert. Beim betätigen des Anlassers wird automatisch dieser Widerstand überbrückt und so die Zündspule trotz Spannungsabfall mit ausreichender Spannung versorgt. Da diese aber im Normalfall, bei gesunder Starterbatterie, oberhalb 8 Volt liegt, ist auch die Zündspannung entsprechend höher. Einerseits ist der Zündfunken dann kräftiger, er kann andererseits aber auch bei einem Isolationsschaden eher Querschlagen.


    Letzteres war wohl bei meinem Audi der Fall. Wenn ich lange genug georgelt habe ist die Batteriespannung wohl so weit abgefallen, dass auch die Zündspannung schwächer wurde und der Zündfunken nicht mehr innerhalb der Zündspule, sondern da wo er soll, an der Zündkerze, entstand.


    Da ich es anfangs selbst nicht glauben konnte habe ich mir die Zeit genommen und die alte Zündspule wieder eingebaut und es mehrfach ausprobiert: Der Motor sprang mit einer sehr schwachen Batterie nach mehreren Versuchen an, mit einer vollgeladenen Batterie überhaupt nicht. Eigentlich paradox, aber es war tatsächlich so!


    Ich möchte mit diesem Beitrag für die wertvollen Infos danken und so etwas zurückgeben von dem ich hoffe, dass er dem einen oder anderen eine Hilfe ist.

  • Der Fehler ansich ist nicht so neu und aussergewöhnlich, wenn eher selten.
    Die Bauteile sind Kunststoffummantelt. Diese Isolierung bekommt irgendwann altesbedingte Risse.
    So ist es möglich, das ein Teil der Zündenergie anderweitig abgeleitet wird.
    Und damit sind wir direkt bei deinen offenen Fragen.
    Nicht nur das es einen Zündfunken gibt ist wichtig, sondern wie stark dieser ist.
    Du hast einen Zündfunken gehabt, der nicht genügend Energie aufgebracht hatte, um dein Gemisch zu entzünden, weil ein Teil dieser Energie anderweitig abgeleitet wurde.
    Je nach widerstand an der defekten Stelle war er mal stark genug, mal nicht.

  • Hallo Onkel Sam,
    das ist völlig korrekt und ich stimme Dir hundertprozentig zu.


    Was ich bei der Geschichte nicht erwähnt habe ist die Tatsache, dass an dem Fahrzeug Baujahr 1992 mit 150.000 km auf der Uhr (vornehmlich Kurzstrecke) außer Versachleißteilen noch nie etwas wegen eines Defekts erneuert werden musste. Außer der Zündspule! Sie gab vor etwa 5 Jahren auf einer Urlaubsreise plötzlich auf und wurde darum von einer VW-Werkstatt erneuert. Darum hatte ich dieses Teil eigentlich am wenigsten im Verdacht. Trotzdem war es schon wieder kaputt.


    Aber im Nachhinein sage ich: Kleinigkeit, was soll´s! Auf dem Motor ist noch der originale Wachsfilm, selbst der Auspuff ist noch Original...... Audi-Qualität eben.

  • Ein "satter" Zündfunke sagt nicht unbedingt etwas über die Spannung der Zündspule aus. Entscheidender ist die Funkenstrecke. Schau mal bei https://de.wikipedia.org/wiki/Funkenstrecke. Ich lese dort 1 kV pro mm. Die Zündspulen stehen im Ruf Spannungen bis 30kV zu erzeugen. D.h. 3 cm Funkenstrecken sollten theoretisch erreicht werden (bei Atmosphärendruck).
    Dass kannst du ja mal austesten, in dem du langsam die Funkenstrecke erhöhst, bis kein Funke mehr zu sehen ist.
    Nur Vorsicht, die Spannung ist nicht ungefährlich. Also nichts anfassen beim testen.
    Die oben angegebene Funkenstrecke gilt nicht bei der hohen Kompression im Verbrennungsraum.


    Vermutlich wird deine alte spule einen defekt in der Isolation haben. D.h. die 30 kV werden nicht erreicht, die Spannung fließt in der Zsp ab. Vielleicht hat die Zsp nur noch 6 kV. Dann läuft die kiste mal und mal nicht. So etwas ist ein Albtraum bei der Suche, denn das Auto läuft ja manchmal



    Also mit deiner 8V Zündspule und Vorwiderstand, war früher so, oder Unsere Zündspulen laufen mit 12 V. Ich hoffe mal das stimmt, sonst bitte verbessern.?

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