Anfängerfehler oder großes Problem? JN startet nicht mehr nach Wechsel des Zündgeschirrs + Fehlzündungen

  • Hallo Freunde,


    Ich habe ein Problem mit meinem Audi 80 1.8S 90PS JN Bj. 87.
    Gestern habe ich das Zündgeschirr erneuert und zwar: Zündkerzen (NGK BUR6ET), Zündkabel (BERU ZEF561), Zündverteilerläufer (BERU EVL085) und Zündverteilerkappe (BERU VK355S).


    Ich hatte gehofft damit ein Problem zu lösen, das der Audi schon seit einiger Zeit hat, nämlich, dass er sehr große Startschwierigkeiten hat und manchmal erst nach minutenlangem orgeln erst vereinzelt zündete und dann letztlich ansprang. Doch stattdessen springt er nach dem Tausch der o.g. Teile einfach gar nicht mehr an. Es lief wie folgt ab:


    Ich habe die Verteilerkappe samt Finger ausgetauscht und anschließend zur Orientierung die Kabel wieder in entsprechender Reihenfolge locker aufgesteckt. Dann habe ich die Kerzen und Kabel der Reihe nach gewechselt um ein versehentliches falsches Aufstecken zu vermeiden. Darüber hinaus habe ich nochmals gemäß Reparaturleitfaden selbst geprüft, dass sie richtig stecken (1-3-4-2). Es ist nun so angeschlossen, wie auf diesem Bild http://s32.postimg.org/p2fxb8lhx/Zuendreihenfolge.jpg (aus google). Auch beim Reindrehen der Kerzen habe ich auf das richtige Drehmoment geachtet und die Kabel richtig überall aufgesteckt und es doppelt geprüft.


    Wollte dann den Motor starten - er sprang wunderbar an. Nach einigen Sekunden ging er jedoch wieder aus und seitdem ist jeder Versuch ihn zu starten zwecklos. Er orgelt einfach nur rum. Von Zeit zu Zeit hört man ein schwaches Ploppen ähnlich einer Fehlzündung aus der Auspuffgegend und um das Auto herum riecht es nach Benzin. Habe schon geschaut, ob irgendwo ein Schlauch undicht ist im Kraftstoffkreislauf - Suche war negativ.


    Da ich nicht damit gerechnet habe, dass diese einfach Wartungsmaßnahme bei Audi 80s eine solche Katastrophe auslösen kann :dash: , hoffe ich nun auf eure Hilfe. Kennt jemand dieses Problem? Vielleicht ist es ja super bekannt und einfach zu lösen oder hat jemand Vermutungen, was es sein kann?! Kann da irgendwo in der Nähe der Teile etwas aus versehen beschädigt worden sein? Da ich auf den Wagen angewiesen bin, freue ich mich natürlich sehr, wenn wir das Problem in den Griff kriegen würden.



    MfG Nico

  • Da du ja schon vor dem Wechsel der Teile einige Probleme beim Starten hattest, sehe ich den Wechsel nicht als Problem.
    Ich würde als erstes mal Steuerzeiten, Zündspule und Zündzeitpunkt überprüfen und dann sehen wir weiter. ;)

  • Das mag jetzt dumm klingen aber ich habe mich um diese Themen immer versucht herumzumogeln. Mein Kompetenzniveau reicht nicht über ein aus diversen Internetforen zusammengeschustertes Wissen darüber hinaus. Da ich auf diesem Gebiet also nicht so gut aufgestellt bin frage ich mich:
    a) Gibt es einen relativ einfachen und möglicherweise spezialwerkzeugfreien Weg diese Dinge zu prüfen v.a. da der Motor ja nicht anspringt und somit auch nicht im laufenden Zustand irgendwas geprüft werden kann?
    und b) wie ist die Vorgehensweise. Aus den ganzen Foren usw. werde ich nur so halb schlau...


    Kann sich der ZZP denn überhaupt "einfach so" verstellen ohne äußeres Einwirken? Also einfach eine kurze sachkundige Erklärung wäre noch mal nett. Da würdest du / ihr mir enorm helfen!


    Was mir noch einfällt: könnte es auch ein Defekt des Hallgebers, eines Kühlmittel-Temperaturfühlers (für MSG) oder anderes sein? Bin bei der nunmehr monatelangen Suche nach dem ursprünglichen Problem immer wieder darüber gestolpert...


    Multimeter habe ich übrigens...


    Danke :)

  • Hallgeber würde ich erstmal ausschließen, da immernoch Benzin eingespritzt wird.
    Ok, fangen wir mit den Steuerzeiten an. Wenn du vor dem Motorraum stehst ist auf der rechten Seite in der Getriebeglocke ein Guckloch durch das du auf die Schwungscheibe gucken kannst. Mit hilfe einer Ratsche und einer passenden Nuß kannst du den Motor langsam im Uhrzeigersinn drehen. Nimm vorher natürlich den Gang raus und die Zündkerzen, lässt sich einfacher drehen. ;)
    Irgendwo auf der Schwungscheibe ist eine 0 eingeschlagen, diese Markiert den oberen Totpunkt von Zylinder 1.
    Guckst du hier:



    Die 0 sollte genau mittig zur unteren, geraden Bezugskante stehen. Wenn du Kurbelwelle so eingestellt hast, nimmst du die Zahnriemenabdeckung und die Verteilerkappe ab, ziehst den Verteilerfinger ab, nimmst die Plastikabdeckung ab und steckst den Verteilerfinger wieder drauf. Bin mir gerade nicht 100% sicher, aber beim B3 gab es afaik andere Bezugspunkte für das Nockenwellenrad, sollte aber zu finden sein. Entweder du guckst von vorne auf das Nockenwellenrad, dann sollte sich folgendes Bild ergeben:



    Solltest du keine Markierungen sehen, bzw. eine Fehlen (Entweder der Punkt auf dem Nockenwellenrad, oder der Pfeil auf der hinteren Zahnriemenabdeckung), gibt es auf der Rückseite vom Nockenwellenrad noch eine Markierung, die mit der Kante der Zylinderkopfoberseite fluchten muss.


    Hab ich hier mal eingezeichnet:



    Und zum Schluß werfen wir noch einen Blick auf den Zündverteiler, da sollte sich dieses Bild zeigen:



    Die Mitte des Verteilerfingers sollte im Uhrzeigersinn gesehen einige Millimeter hinter der Kerbe stehen, so wie auf dem Bild. Wenn das alles so stimmt, sind schonmal Steuerzeiten und Zündzeitpunkt soweit richtig eingestellt, dass er auf jeden Fall anspringen sollte. Wenn nicht, kommt halt noch die Zündspule in Betracht.

  • Wow, hab Dank, dass du dich der Sache so ausführlich annimmst! Ich werde es morgen gleich nach deiner guten Anleitung überprüfen!


    Mit Zündspule meinst du dass sie defekt sein könnte?


    Und was meinst du hat es damit auf sich, dass da so fehlzündungsartige Geräusche entstehen wenn man den Schlüssel dreht?


    Und noch ein Gedanke: an den Zündkabeln, Kerzen usw selbst kann es nicht liegen? Dass die nicht passen oder so? Hatte eigentlich die Teilenummern abgeglichen... Und er sprang ja auch richtig gut an beim ersten Start nach dem Wechsel, nur dass er dann von selbst aus ging und seitdem kann man orgeln wie man will ohne, dass etwas passiert.


    Danke erstmal Scouter, ich melde mich, wenn ich deinen ersten Vorschlag geprüft habe! :)

  • Hast du schon geprüft, ob er überhaupt einen Zündfunken hat?


    einfach eine Zündkerze rausdrehen, in den Zündkerzenstecker rein stecken und auf Masse (z.B. den Zylinderkopf neben
    dem Kerzenloch) legen. Jetzt eine helfende Hand (bei Leerlauf!) starten lassen und schauen ob's an der Kerze funkt.
    Wenn nicht:


    - Zündtransistor,
    - Hallgeber,
    - Zündspule


    überprüfen.

  • Moin Jungs,
    Cool, dass ihr alle so hilfsbereit seid! Ich habe mich gestern mal zum Auto begeben und innerhalb einer Stunde das Problem gefunden und gelöst... Möchte hier kurz meine Vorgehensweise schildern, damit der Thread vielleicht auch anderen hilft:
    - Als erstes habe ich nach durchgebrannten Sicherungen geschaut (auch wenn ich nicht wusste, ob es für die Zündung überhaupt eine Sicherung gibt). War alles ganz.
    - Dann habe ich den mehrfach hier angeordneten Vorschlag befolgt, die Zündkerzen auf Funkenschlag zu prüfen. Dazu die Kerzen einzeln ausgeschraubt und je auf den Motorblock gelegt und dann Motor gestartet. Alle hatten einen Funken.
    - Nun habe ich Scouters initativen Ratschlag befolgt und die Steuerzeiten bzw. ZZP-Einstellung überprüft. Hier ergaben sich folgende Bilder:



    Die Null am der Schwungscheibe wird bei mir durch diesen kleinen Pfeil markiert und nicht durch die von Scouter besagte Kante. Habe Automatikgetrieben - vielleicht hängt das ja damit zusammen oder weiß der Teufel. Ist ja auch egal. Hauptsache gefunden.



    Die Stellung des Nockenwellenrades habe ich an dem eingeschlagenen Punkt auf der Rückseite erkannt. Da dieser mit der Zylinderkopfoberkante fluchtet, scheint auch diese Stellung i.O. zu sein.



    Und schließlich den Verteilerfinger geprüft - ich würde sagen auch hier ist alles i.O.


    Danke an dieser Stelle an Scouter für die Anleitung!


    Nun da all dies intakt schien habe ich einfach noch mal aufs akribischste Verteilerfinger und -kappe aufgesteckt, um sicherzugehen, dass es nicht zu lose oder irgendwie schief war. Hat sich immer noch nix getan. Die letztliche Lösung war, dass ich die alten Zündkerzen aus Spaß wieder reingemacht habe und plötzlich ging wieder alles blendend! Es muchtete zwar ziemlich nach Sprit, nach diesen unzähligen fehlgeschlagenen Startversuchen aber Audi läuft wieder wie Biene. Vor allem war durch den Austausch der Kabel und des Verteilers auch das bisherige Problem des unrunden Warmlaufens und fast Abkackens des Motors WEG. Also alle Fliegen mit einer Klappe.
    Was ich außerdem gemacht habe war, dass ich einen linkerhand am Motor (am Krümmer) angeschraubten Temperatursensor der vollkommen zugeölt war gereiningt habe. Weiß aber nicht, ob das die Lösung des Problems war oder das Rückbauen der Zündkerzen.
    Sollte es letzteres gewesen sein: Die NGK BUR6ET scheinen bei meinem Audi nicht zu gehen, obwohl sie extra für den JN im Ersatzteilekatalog vermerkt sind... Bisher hatte ich und habe jetzt wieder die BERU Ultra X (UX79) drin. Diese scheinen so alt zu sein, dass es sie nicht mehr zu kaufen gibt. Daher wäre noch meine Frage, welche das Nachfolgermodell sind? Sind das die UXT2?? Will nicht schon wieder die falschen Kerzen kaufen, irgendwann wirds teuer - zumal auf den Teilekatalog offenkundig dahingehend ja auch kein Verlass ist...


    Der alter Verteilerfinger sah übrigens so hier aus, also nicht mehr im besten Zustand...



    Danke an alle Helfer und ich bin froh, dass es ein relativ glimpfliches Problem war und nix größeres! Auf euch ist echt Verlass! :thumbup:

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